Volapükplatz und Bauer mit Milchkanne
Aus der landwirtschaftlich geprägten, armen Bevölkerung ging der berühmte Heimatsohn Johann Martin Schleyer hervor und erfand die Weltsprache Volapük. Das Sprachgenie wurde am 18. Juli 1831 in Oberlauda geboren und starb am 16. August 1912 in Konstanz.
Der Volapükplatz und die Statue "Bauer mit Milchkanne" entstanden aus einem Gemeinschaftsprojekt der örtlichen Vereine im Jahre 2013. Der Platz und die Statue unterstreichen ein besonderes, auf Toleranz fußendes Lebensgefühl in Oberlauda. Die Figur Bauer mit Milchkanne drückt diese in sich ruhende Gelassenheit aus.
Johann Martin Schleyer
Johann Martin Schleyer wurde am 18. Juli 1831 im Schulhaus in Oberlauda geboren. Sein Vater wirkte über vier Jahrzehnte als Lehrer in dieser Ortschaft und hat interessante Aufzeichnungen hinterlassen. Johann Martin war musikalisch frühbegabt. Schon mit acht Jahren spielte er in der Oberlaudaer Kirche zur samstäglichen Abendandacht. Nach dem Gymnasium in Tauberbischofsheim und dem Lyzeum in Karlsruhe studierte Schleyer in Freiburg Theologie im Hauptfach. 1856 erhielt er die erste Priesterweihe.
Erste Pfarrstellen waren 1862 in Meßbach und 1867 in Krumbach. Hier veröffentlicht er erstmals Dichtungen und religiöse Schriften. Nach Krumbach holt er auch seine Eltern; die Verbindung zu Oberlauda bricht weitgehend ab. Schleyer gilt als wortgewandter Prediger und Religionslehrer, wird für seine liberale Einstellung und Toleranz gegenüber Mitmenschen gelobt. Er konnte aber auch gegen „Geißeln“ seiner Zeit wettern. Eine Predigtäußerung über den Sozialismus bringt ihm 1875 vier Monate Festungshaft in Rastatt ein.
Noch 1875 wird Schleyer Pfarrer in Litzelstetten bei Überlingen. Dort erfindet und entwickelt er sein „Volapük = Weltsprache“. Er konstruiert 1877 aus deutschen, englischen, französischen, italienischen, spanischen und russischen Begriffen eine gemischte Sprache. 1880 erscheint das erste Volapük-Lehrbuch: mit durchdachter Grammatik, einfachem Wortaufbau, weitgehender Übereinstimmung von Aussprache und Schreibweise. Seine Devise: „Eine Welt, eine Sprache“ = „Menad bal, pük bal“.
Die Plansprache ist logisch, doch nicht einfach. Zwar schwer zu sprechen, aber mit rasantem Zuspruch. Es werden Vereine gegründet, Zeitungen ins Leben gerufen. Ab 1881 erscheint Schleyers Weltsprache-Blatt für Volapükisten. Die Volapük-Presse umfasst bald über 1000 Titel.
1885 wird der Pfarrer aus gesundheitlichen Gründen pensioniert und kann sich ganz seinem Volapük widmen. Beim zweiten Weltsprache-Kongress 1887 in München spricht man von einer Million Anhängern. Es wird eine Volapük-Akademie gegründet – und der Niedergang beginnt. Denn eine lebendige Sprache ist nicht starr, nicht Privatbesitz. Sie muss leben, ist Kollektivbesitz, muss sich weiterentwickeln – und dem versperrt sich Schleyer. Er sieht Volapük als seine Erfindung mit Patentrecht. Er bremst Änderungen und Reformen an Volapük, lehnt sie schließlich kategorisch ab. Es kommt zum Streit mit den Reformern der Plansprache. Volapük kommt aus der Mode. Zu Beginn der 20. Jahrhunderts beginnt der Siegeszug des 1887 veröffentlichten Esperanto, das einige Volapük-Strukturen übernimmt.
Schleyer arbeitet unverdrossen weiter an seinem Volapük-Wörterbuch (er kommt bis zum Buchstaben S, zuletzt über 100 000 Wörter). 1894 wird er zum päpstlichen Prälaten ernannt. Am 16. August 1912 stirbt er in Konstanz und wird auf dem dortigen Hauptfriedhof begraben.